Ehemals militärisch genutzte Flächen bergen aufgrund ihrer langjährigen Abgeschlossenheit und baulichen Strukturen häufig Potenziale, wie intakte Ökosysteme und identitätsstiftende Bauten. Außerdem befinden sich diese Orte häufig in besonderen Lagen und bieten in dieser Kombination einzigartige Möglichkeiten, die entdeckt und verstärkt werden können.
Genau darum ging es beim Wettbewerbsverfahren der Landeshauptstadt Kiel: Für den neu geplanten Stadtteil Holtenau Ost sollte ein lebendiges Stadtquartier entwickelt werden, das sich mit den räumlichen Besonderheiten des ehemaligen Militärgebiets auseinandersetzt.
Mit dem Entwurf „Kieler Kante“ entwickelte das Team von CROSS Architecture und Karres en Brands einen neuen Stadtteil an der Kieler Förde, der nicht Infrastrukturen und Bauwerke, sondern Ökosysteme und Freiräume in den Mittelpunkt stellt. Für ihren Beitrag erhielt das Architekturbüro eine Anerkennung.
Eine der wichtigsten Qualitäten des Standortes für die zukünftige Identität des neuen Stadtviertels liegt – neben dem beeindruckenden Küstenwald – in der ehemaligen militärischen Nutzung mit ihren historischen Gebäuden, Start- und Landebahnen und vielfältigen Relikten aus der Vergangenheit. Die Kieler Kante ist kein Stadtteil, der von Grund auf neu aufgebaut wird, sondern die Weiterführung einer sorgfältigen Lektüre des Ortes und seiner bestehenden Merkmale.
Die grundlegende, städtische Strategie ist die Gestaltung von Wassergemeinschaften in Form von vier Nachbarschaften, die sich innerhalb des Quartiers befinden. Dabei ist der demokratische Zugang zum Wasser entscheidend: Die Struktur der Kieler Kante ist so angelegt, dass einzelne Wasserstraßen die Nachbarschaften durchziehen. So erhält nahezu jedes Wohnhaus einen unmittelbaren Wasserzugang – eine Idee, die die Lebensqualität enorm steigert und den Austausch innerhalb der Nachbarschaften prägt.
Ebenso spielen öffentliche Plätze innerhalb des Entwurfs eine wichtige Rolle. In Bestandsbauten wie ehemaligen Kasernen finden Gewerbeflächeneinen Platz, während die linearen, streifenförmigen Strukturen der vorhandenen Start- und Landebahnen des ehemaligen Flughafens eine Struktur aus öffentlichen Freiflächen und Grünstreifen bilden. Sie erstrecken sich vom Wald bis in die Kieler Förde und verbinden Wasser und Natur miteinander.
„Die Kieler Kante ist für uns als Architekturbüro insofern etwas Besonderes, insofern wir hier wirklich im großen Maßstab denken konnten. Nur sehr selten werden solche, für viele Jahrzehnte anders genutzte oder sogar stillgelegte Gebiete frei und umgenutzt. Die Arbeit für diesen städtebaulichen Entwurf war so abwechslungsreich, da so viele unterschiedliche Disziplinen berücksichtigt werden mussten. Immer mit im Blick: das Wasser und die Überlegung, wie wir den Zugang dazu für alle Quartiersbewohner zugänglich machen.“
Landeshauptstadt Kiel
Wettbewerb, Anerkennung
Karres en Brands
Vivid-Vision
Aniko Kren