Im Zuge des Stadtbahnumbaus der 1970er-Jahre wurde die historische Bausubstanz vor dem Bonner Hauptbahnhof zerstört. Die seitdem nur zum Teil realisierte Neubebauung des Areals hinterließ einen empfindlichen Bruch im Stadtgefüge und prägte als innerstädtische Problemzone „Bonner Loch“ den ersten Eindruck der Bahnreisenden – ein Ort, der für viele Jahre im öffentlichen Diskurs stand.
Nach mehr als 45 Jahren bot das Projekt Urban Soul zum ersten Mal die Chance, die ungenutzten Potenziale des Standortes zu reaktivieren und der Stadt ein neues Gesicht zu geben.
Mit einem Ensemble aus drei Baukörpern entwickelte CROSS Architecture ein Quartier, das funktionale, gestalterische ebenso wie nachbarschaftliche Aspekte miteinander verbindet. Bei der Entwurfsplanung war wichtig, die Blickachsen zum Bonner Hauptbahnhof zu öffnen und Wege und Plätze als Verweilorte zu schaffen, um die Aufenthaltsqualität zu steigern.
Unmittelbar vor und neben dem Hauptbahnhof entstanden Gebäude, die sich an der Körnung der Blockstruktur in der Bonner Innenstadt orientieren und sich so harmonisch in den Stadtraum einfügen. Während sich vor dem Hauptbahnhof der neue Bahnhofsvorplatz als städtisches Entree am Übergang zur Innenstadtpräsentiert, zeigt sich die intime Piazza an der Maximilianstraße als geschützter, mediterran anmutender Platz mit Außengastronomie.
Neben Wohn- und Einzelhandelsflächen an der Post- und Maximilianstraße tragen vor allem die Gastronomie und das Hotel an der Piazza zu einer Belebung des Stadtraumes bei. Moderne, zum Hauptbahnhof ausgerichtete Büroflächen und ein angegliedertes Parkhaus an der Rabinstraße, das gegenüberliegenden Gebäuden einen hohen Schallschutz zum Bahnverkehr bietet, ergänzen den urbanen, hybriden Nutzungsmix.
Innerhalb des Quartiers Urban Soul finden sich wiederkehrende Details, die die einstige, historische Situation zitiert. Neben den freigelegten Blickachsen zum Bonner Hauptbahnhof, stellt die Fassade des Hybrid-Gebäudes eine abstrahierte Version der früheren Altbaufassade dar. Ebenso der Blick auf die Hotelfassade zeigt mit den rhythmisch angeordneten, auf- und abschwellend eingefügten Fenstern ein subtiles, aber wirkungsvolles Gestaltungsmerkmal.
Im Rahmen des Urban Soul wurden auch die unterirdischen Eingänge direkt am Bonner Hauptbahnhof von Heike Weber und Walter Eul künstlerisch umgestaltet. In Anlehnung an die Bonner Barockgeschichte beziehen sich die beiden Künstler:innen auf die Deckengemälde dieser Epoche, die den gebauten Raum visuell begrenzen und öffnen. Surreal konstruierte Räume überlagern die vertraute Raumerfahrung - der reale, unterirdische Eingang wird virtuell ins scheinbar Unendliche erweitert.
„Was uns an der Zusammenarbeit mit CROSS besonders gut gefällt ist die Art, wie sie innerstädtischen Raum definieren und gestalten wollen und dabei ergebnisoffen immer wieder konstruktive Lösungsvorschläge erarbeiten. Der Entwurf von CROSS lebt von der Idee, neue Zusammenhänge zu schaffen, zum Beispiel durch innovative Nutzungskonzepte oder neu definierte Wegebeziehungen. Gelingen musste allerdings auch, das Ganze in den vorhandenen städtebaulichen Kontext einzubetten. Schon seit den 80er-Jahren stand das Areal gegenüber dem Hauptbahnhof zur Diskussion. Mehrere Planungen wurden erstellt, aber nie umgesetzt. Insofern spricht es auch für die Arbeit von CROSS, dass das ambitionierte Vorhaben nun endlich umgesetzt werden konnte.“
diedeveloper Projektentwicklung GmbH, ZECH Bau SE
Concept award with negotiated procedure
Leistungsphase 1-5
M. Sporer, C. Wens, J. Kranenburg, T. Mitschke, M. Engelen, K. Gerstein, G. Dengler, J. Spaltmann, J. Martinez Tafalla, L. Hermoso Heimansfeld, N. Jansen, V. van der Graft
GREENBOX Landschaftsarchitekten
NAI Nagaraj Ingenieure, KKK Ingenieurgesellschaft mbH
ZWP Ingenieur-AG
KKI Ingenieure
TOHR Bauphysik GmbH & Co. KG, Bollinger Grohmann Ingenieure
Licht Kunst Licht
Jens Kirchner, Peter Weihs, Heike Weber, Walter Eul, Glasmalerei Peters